Kurz vor dem 53. ICANN Meeting in Buenos Aires hatte Fade Chehadé die Bombe platzen lassen: Ende Mai gab der CEO der Internet Corporation of Assigned Names and Numbers bekannt, sein Amt vorzeitig niederzulegen. Im März 2016 will Chehadé seinen Posten abgeben. Sechs Monate, bevor sein Vertrag ausläuft.
Seitdem wird eifrig über die Nachfolge des ICANN-Chefs spekuliert. Chehadé selbst ließ bisher noch nicht durchblicken, wen er als Favoriten sieht. Das Fachblog
Domainincite handelt Tarek Kamel und Sally Costerton als mögliche Kandidaten. Kamel war bisher Mitglied im Kabinett des ägyptischen Staatspräsidenten Muhammad Husni Mubarak und ist aktuell Chehadé Beraters in Regierungsfragen. Costerton hat für die PR-Agentur Hill & Knowlton gearbeitet und ist derzeit als Beraterin in Fragen des "Global Stakeholder Engagement" für Chehadé tätig. Bisher soll sich aber noch keiner als Nachfolger beworben haben.
Lob für das deutsche Engagement
Auch auf dem deutschen Abend, zu dem Chehadé überraschend als Gast erschien, hielt sich der ICANN-Chef zurück, als es um seine Nachfolge ging. Dafür lobte er die Rolle der Bundesrepublik bei der IANA Transition und betonte, dass Deutschland eine Vorreiterrolle im Stakeholder Modell einnehme.
Im vergangenen Jahr hatte die US-Regierung angekündigt, die Kontrolle über die IANA (Internet Assigned Numbers Authority) und damit über die Rootserver des Internets abzugeben. Seitdem arbeiten
verschiedene Gruppen daran, ein neues System für die Netzverwaltung zu schaffen. Chehadé hat als Befürworter einer eigenständigen IANA diesen Prozess vorangetrieben.
Gleichzeitig hatte er sich in seiner Amtszeit für eine globalisierte ICANN eingesetzt und Büros in Genf, Istanbul, Singapur und weiteren Standorten eingerichtet. Chehadé verspricht, so lange als Berater zur Verfügung zu stehen, bis die Aufsicht der IANA an die Selbstverwaltung übertragen ist. Der ursprüngliche Zeitplan, der eine Übergabe im Herbst vorsah, wird aber aller Voraussicht nach nicht gehalten werden können.
Einführung der new gTLDs voran gebracht
Das gilt auch für Chehaés zweites großes Projekt, das er von seinem Vorgänger Rod Beckstrom übernommen hatte: Die Einführung der
neuen Domain-Endungen. In seiner Amtszeit hat der scheidende ICANN-Chef das new gTLD Programm solide weiter geführt. Bis heute sind hunderte neue Endungen online.
Trotzdem hinterlässt Chehadé auch hier noch einige Baustellen: Zahlreiche Bewerbungen sind noch nicht abschließend geprüft. In einigen hartnäckigen Konflikten, wie um die Endung .sucks, sind noch keine Lösungen in Sicht.