Überraschend ist dabei nicht unbedingt, welche Daten gesammelt werden, sondern die Menge. Seit längerer Zeit ist schon bekannt, dass Google über seine Nutzer Informationen zu Standorten, Browserverläufen, der Suchhistorie, den verwendeten Geräten oder sogar Gesprächsverläufen in Gmail sammelt. Mit den gesammelten Daten, die aus Geschlecht, Wohnort, Beruf, Hobbys und anderen Interessen, Beziehungsstatus und einigen anderen persönliche Daten zusammengestellt werden, kann Google perfekt auf den Nutzer zugeschnittene Werbung anzeigen. Nutzer haben aber die Möglichkeit, die gesammelten Daten einzusehen.
Was hast du heute schon gegoogelt? Wer bist du eigentlich? Und was hast du heute schon gemacht?
Wirklich gruselig wird die Geschichte erst, wenn man erfährt, dass Google anhand der gesammelten Standortdaten den Tagesablauf der Nutzer rekonstruieren kann. Der Konzern aus dem kalifornischen Mountain View kann also sehen, wann ein Nutzer zur Arbeit geht, wo er sein Mittagessen holt und was er am Abend macht. Damit verfügt Google über personenbezogene Daten, die nicht nur den Arbeitgeber interessieren dürften, sondern für die der ein oder andere auch viel Geld bezahlen würde.
(Screenshot: twitter/@iamdylancurran)
Datenmengen im Gigabyte-Bereich – pro Person!
Der irische Webentwickler Dylan Curran hat auf Twitter einen Thread darüber veröffentlicht, welche Informationen von sozialen Netzwerken und anderen Plattformen gesammelt werden.
Dass verschiedenste Daten wie Aufenthaltsorte und Interessen generiert werden, war Ihnen vielleicht nicht neu. Allein bei Curran umfasste die Datei, die die gesammelten Daten enthielt, jedoch 5,5 Gigabyte. Das entspricht ganzen drei Millionen Word-Dokumenten. Allein die Sammlung seiner Suchhistorie umfasste 90.000 Einträge.
(Screenshot: twitter/@iamdylancurran)
Zum Vergleich: Die Datenmenge, die von Facebook über Dylan Curran generiert wurde, war 600 Megabyte groß. Obwohl die geringere Menge natürlich nicht gutmachen kann, dass Facebook auch festgehalten hat, mit wem und wann Nutzer telefoniert oder SMS geschrieben haben.
Was für den Iren jedoch das erschreckendste an den Daten war: Auch bereits gelöschte Daten und solche, denen er die Zustimmung zum Sammeln der Daten entzogen hatte, befanden sich unter den heruntergeladenen Daten.
(Screenshot: twitter/@iamdylancurran)
Auch gelöschte oder vermeintlich verborgene Daten sind nicht sicher
Mit diversen Sicherheitseinstellungen ist man nicht unbedingt auf der sicheren Seite. Bei Android-Geräten z. B. muss zum Sammeln der Standort-Daten nicht einmal die GPS-Funktion aktiviert sein.
Dylan Curran fand unter den Daten, die Google über ihn zusammengetragen hatte, nicht nur solche, die noch bestanden, sondern auch bereits gelöschte Mails, auf die er selbst keinen Zugriff mehr hatte.
(Screenshot: twitter/@iamdylancurran)
Wenn du einsehen willst, welche Daten Google über dich gesammelt hat, gibt es da inzwischen mehrere Möglichkeiten.
So kann man sich wenigstens Gewissheit darüber verschaffen, was Google schon alles weiß. Und vielleicht ist ja sogar etwas dabei, das dir selbst noch gar nicht klar war.
- Google Activity:
Über Google Activity kannst du prüfen, auf wie vielen und vor allem auf welchen Geräten du Google nutzt. Das hat für dich als Nutzer den Vorteil, dass du auch einsehen kannst, wenn dein Account von einer fremden Person genutzt wird. - Google Search History:
Weißt du noch, was du bislang alles bei Google gesucht hast? Google Search History listet alle deine Suchanfragen auf. Du kannst Anfragen auf bestimmte Tage beschränken oder auch Kategorien wie “Bilder” filtern. - Google Location History:
Weißt du noch, wo du am Dienstag um 10:38 warst? Google schon. Bei Google Location History kannst du auf Monatsbasis deine gesamten Standortinformationen abrufen und sogar exportieren. - Google Permissions:
Google Permissions zeigt dir, welche Add-Ons sich auf deinem Konto bewegen. Google Permissions listet alle Erweiterungen, Geräte und Webdienste auf, die Zugriff auf deine Daten haben. Hier kann man den Zugriff der Dienste auf die Daten auch vermeintlich entziehen. - Google Preferences:
Google erstellt über jeden Nutzer Grundprofile, die Informationen wie Alter, Geschlecht und Interessen enthalten. Diese Informationen werden verwendet, um für dich interessante Werbeanzeigen schalten zu können. Wenn du dich also über merkwürdige Werbeanzeigen wunderst, kannst du hier einsehen, warum du diese bekommst. - Google Takeout:
Google Takeout ermöglicht es dem Nutzer, sämtliche Daten vom Server wie Mails, YouTube-Videos, Fotos u.v.m. einzusehen, die Google bislang gespeichert hat.
(Screenshot: Google) Mit diesem Dienst kannst du die Profilinformationen außerdem auch von den Google-Servern kopieren.
Diese Services können zwar nicht verhindern, dass Daten über dich gesammelt werden. Aber sie verschaffen dir ein Stück Gewissheit darüber, welche Informationen über einen Nutzer individuell ins Netz gelangt sind. Google macht also im Gegensatz zu anderen Plattformen immerhin sichtbar, welche Daten gesammelt werden.