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Die Bundesregierung wappnet sich vor Hacker-Angriffen auf die Bundestagswahl
Die mögliche Wahlmanipulation der US-Präsidentschaftswahl hinterlässt große Verunsicherung. Um die bevorstehende deutsche Bundestagswahl bestmöglich zu schützen, arbeitet die Bundesregierung aktuell an ihrer Sicherheitsstrategie.
Am 08. November 2016 wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten gewählt. Zwei Monate später und kurz nach dessen offizieller Amtseinführung wollen die Gerüchte über eine mögliche Wahlmanipulation durch die russische Regierung noch immer nicht verstummen. Da im Herbst auch in Deutschland die Bundestagswahl bevorsteht, steigt die Angst vor einer unrechtmäßigen Beeinflussung der Wahl merklich an. Die Gefahren, denen sich das demokratische System dabei ausgesetzt sieht, sind vielschichtig: Neben Hackerangriffen werden auch immer mehr Fake-News und Social Bots (dabei handelt es sich um die automatisierte Verbreitung falscher politischer Botschaften) zum Zweck der Demagogie eingesetzt.
Erste Cyber-Attacke im Jahr 2015
Bereits im Mai 2015 fiel die deutsche Regierung einer russischen Cyber-Attacke zum Opfer: Knapp drei Wochen arbeiteten Experten an der Abwehr des Angriffs. Die Schäden waren enorm: Darüber, wie hoch der immaterielle Schaden aufgrund abgeflossener Daten und Informationen ist, können lediglich Mutmaßungen angestellt werden. In materieller Hinsicht ist die Lage dagegen eindeutiger: Allein die Erneuerung der IT-Infrastruktur wurde mit rund 1,4 Millionen Euro beziffert. Doch nicht nur die Attacke aus dem Jahr 2015 offenbart wie konkret die informationstechnologische Bedrohungslage für die Bundesregierung ist: Wie bekannt wurde, sieht sich die Bundesregierung täglich ca. 20 professionellen Angriffen auf ihre IT-Infrastruktur ausgesetzt; einer pro Woche stammt aus Nachrichtendienstkreisen. Angaben des Verteidigungsministeriums zufolge gab es im vergangenen Jahr 47 Millionen Zugriffsversuche auf das Netzwerk der Regierung und damit rund eine halbe Million mehr als 2015. Neun Millionen Cyberangriffe des vergangenen Jahres mussten der Gefahrenstufe „hoch“ zugerechnet werden und konnten mit herkömmlichen Schutzprogrammen nicht abgewehrt werden.47 Millionen Zugriffsversuche auf die Bundesregierung
Vorkehrungen vor der Bundestagswahl
Bundestagswahlleiter Dieter Sarreither arbeitet derzeit an dem Aufbau eines Cyber-Abwehrzentrums und ließ im Zuge dessen die IT-Infrastruktur bereits um die dreifache Kapazität erweitern. Des Weiteren können künftig Rechner und Standorte wechseln. Um über möglichst ausgefeilte Cyberstrategien zu verfügen, werden kontinuierlich verschiedene Szenarien durchexerziert. Sollte der Ernstfall eintreten, so kann ebenfalls auf die Cyber-Abwehr der Bundesregierung zurückgegriffen werden. Sarreither geht jedoch davon aus, dass die Bundestagswahl aufgrund der bereits getroffenen technischen und strategischen Vorkehrungen, gut abgesichert sei. Für den worst-case räumt Sarreither ein, auf bewährte Kommunikationskanäle wie analoge Telefone und Fax zurückzugreifen, um vorläufig amtliche Wahlergebnisse zu übermitteln. Auch die klassische Stimmabgabe im Wahllokal oder per Briefwahl käme der Bundesregierung aktuell in Sachen Sicherheit entgegen. Um mögliche Fake-News oder Social Bots an ihrer Verbreitung hindern zu können, werde am Wahltag zudem ein eigener Twitter-Kanal eingerichtet.