Jedes Unternehmen muss sich mit der Frage auseinandersetzen,
ob man eine Private Cloud betreibt oder auf eine Public Cloud eines renommierten Hosters zurückgreift. Häufig stellt sich diese Frage auch mehrmals im Laufe der Unternehmenshistorie. Einerseits aus kalkulatorischer Sicht, andererseits aufgrund sich verändernder Bedürfnisse. So erging es auch Dropbox. Bisher nahm das US-amerikanische Filehosting-Unternehmen die Dienste von Amazon Web Services (AWS) in Anspruch, nun wagten sie jedoch den Schritt in die informationstechnologische Unabhängigkeit: Dropbox hat in ein eigenes Rechenzentrum investiert.
Gründe für den Abschied von Amazon Web Services (AWS)
Dropbox nutzte bisher vor allem den Simple Storage Service (S3) des Hosters AWS. Die flexible Skalierbarkeit von AWS hatte Angaben des Unternehmens zufolge großen Anteil am schnellen Unternehmenswachstum: „Wir waren ein Early Adopter von Amazon S3, das uns die Möglichkeit gab, unseren Betrieb schnell und zuverlässig zu skalieren. Amazon Web Services war und ist ein unschätzbarer Partner – wir hätten ohne einen Dienst wie AWS nicht so schnell wachsen können, wie dies der Fall war.“ Mit rund 500 Millionen Usern und 200.000 Geschäftskunden ist das Unternehmen jedoch aus den Kinderschuhen längst herausgewachsen. Die Investitionskosten für ein eigenes Rechenzentrum sind
kaum höher als die Aufwendungen für die Dienste eines externen Hosters. Die Position des eigenen Datencenters dürfte sich also schnell amortisieren. Zudem
störte sich Dropbox zunehmend an den mangelnden Differenzierungsmöglichkeiten bei AWS. Durch eine inhouse Storage-Lösung können nun bei völliger Netzwerktransparenz und kompletter Kontrolle über die Komponenten selbständig Anpassungen an den speziellen Bedarfsfall gemacht werden. Des Weiteren können Modifikationen an Hard- und Software vorgenommen werden ohne dabei unwirtschaftlich zu werden. Ein eigenes Rechenzentrum braucht es für Vorzüge wie diese aber eigentlich nicht. Anbieter wie InterNetX verfügen über ein
breites Spektrum an Servicedienstleistungen im Hosting-Bereich. Ein positiver Effekt, der sich aus der unternehmensstrategischen Entscheidung von Dropbox in jedem Fall ergab, ist die Zunahme der Reputation von Dropbox. In der Vergangenheit hatte das kalifornische Unternehmen häufig mit negativer Publicity aufgrund unautorisierter Datennutzung zu kämpfen. Durch den Besitz eines eigenen Datencenters genießt Dropbox nun mehr Vertrauen bei seinen Kunden.
Die
Spielplattform Zynga beschritt den gleichen Weg und baute nach langjähriger Nutzung von AWS ein eigenes Rechenzentrum auf. Im Jahr 2015 kehrte Zynga jedoch zu Amazon Web Services zurück. Dropbox kündigte bereits an, AWS für einige Workloads weiterhin zu nutzen. Gemäß den
Angaben von Wikipedia soll Dropbox für rund 10% der Daten die Dienste von Amazon Web Services in Anspruch nehmen. Beim Umzug ins eigene Rechenzentrum wurden 500 Petabyte Daten transferiert (Petabyte = 10
15 Byte, also 15 Nullen! Für die Datenmenge von Dropbox wären damit 125 Millionen 4GB große USB-Sticks nötig). Und das
von einem 12-köpfigen Team und ohne vorübergehende Einstellung der Services. Chapeau!