Käthe Schröders Reisebüro hatte es lange schwer im Netz. Genauso wie Björn Müllers Bücherkiste. Wenn sie sich eine Domain passend zu ihrem Firmennamen registrieren wollten, blieb ihnen nur, die "äs" und "ös" in ihren Namen durch "ae" oder "oe" zu ersetzen. Bis zum März 2004. Vor zehn Jahren führte die Registrierungsstelle für .de-Domains, die
DENIC eG, die sogenannten Internationalisierten Domainnamen (IDN) für .de ein.
Von diesem Zeitpunkt an konnten in Deutschland Internetadressen mit Sonderzeichen registriert werden. Offenbar traf die DENIC damit seinerzeit einen Nerv: In nur einem Monat waren mehr als 200.00 Domains mit einem Umlaut vergeben – gut ein Drittel des heutigen .de IDN-Bestands von rund 700.000 Adressen, schreibt die DENIC in einer
Pressemitteilung.
Auch Litauen bietet seit zehn Jahren IDN an
2010 setze die deutsche Registry noch einen drauf: Ab diesem Jahr konnten auf Domains mit "ß" gesichert werden. Und wieder landete die DENIC damit einen Volltreffer. Innerhalb von zwei Stunden waren knapp 190.000 Domains vergeben.
Neben .de bieten auch andere deutschsprachige ccTLDs wie .at und .ch Umlaut-Domains an. Auch die litauische Länderendung .lt hat seit mittlerweile zehn Jahren IDNs im Portfolio. Wie die Länderendung fördern die Domains mit dem erweiterten Zeichensatz die internationale Identität und linguistische Vielfalt im Internet. Dadurch, dass die Nutzer das Netz in ihrer Muttersprache verwenden können, fördern sie außerdem die Gleichberechtigung im WWW.
Unter den neuen Domain-Endungen werden die internationalen Domain-Endungen zusätzlich an Bedeutung gewinnen. 116 Bewerbungen auf eine new gTLD mit internationalen Zeichen sind bei ICANN eingegangen. Zwei davon – .VERMÖGENSBERATUNG und VERMÖGENSBERATER – aus Deutschland. Die erste new gTLD,
die Ende Oktober 2013 in die Sunrise-Phase gestartet ist, war das arabische Wort für web/network.
Namen und generische Begriffe besonders beliebt
Die erste registrierte Umlaut-Domain in Deutschland war öko.de. Generische Begriffe und Namen gehören bis heute zu den beliebtesten IDNs. Aber auch viele Firmen mit einem Umlaut im Namen nutzen eine IDN. Ein prominentes Beispiel ist etwa das Nachrichtenportal süddeutsche.de. Trotzdem rät die DENIC, parallel zur IDN-Domain die entsprechende ASCII-Domain ohne Umlaute oder Sonderzeichen zu registrieren. Vor allem beim "ß" verließen sich viele User eher auf das international gebräuchliche Doppel-s.
Dass das Interesse an Umlaut-Domains unter .de auch zehn Jahre nach der Einführung ungebrochen ist, zeigt eine Statistik, die die DENIC zum Jubiläum veröffentlichte. Zwischen 2012 und 2013 stieg die Zahl der registrierten IDNs um vier Prozent – und damit deutlich stärker als ihre ASCII-Verwandten.