Die Welt ist noch immer eine Internet-Wüste: Nur etwa ein Drittel der Weltbevölkerung hat Zugriff auf das Netz – rund vier Milliarden Menschen leben noch immer offline. Geht es nach Facebook-Chef Mark Zuckerberg, soll sich das bald ändern.
Gemeinsam mit einem halben Dutzend Technologie-Konzernen – darunter Ericsson, MediaTek, Nokia, Opera, Qualcomm und Samsung – will Zuckerberg das Netz in alle Länder der Welt bringen. Günstige Datentarife, preiswerte Smartphones mit effizienterer Technik und schlankere Apps, die weniger Datenvolumen verbrauchen, sollen die Idee realisieren. Die Lösungen wollen die Partner gemeinsam ausarbeiten und umsetzen.
Für das Projekt haben sich Zuckerberg und seine Mitstreiter die Domain Internet.org gesichert. Die gTLD .org gehört zu den ersten Top-Level-Domains im Netz und war ursprünglich für nichtkommerzielle Organisationen bestimmt. Heute ist sie mit mehr als zehn Millionen Adressen eine der verbreitetsten TLDs weltweit.
"Die Partner von Internet.org haben sich zusammengetan, weil sie an die Kraft einer miteinander verbundenen Welt glauben", heißt es auf Internet.org. Die Firmen wollen wirtschaftliches Wachstum mit humanitären Ideen verbinden. Letztendlich wird vielen auf lange Sicht auch kaum eine Wahl bleiben.
Vor allem für Facebook sind die Märkte in den USA und Europa praktisch gesättigt. 26 Millionen Deutsche nutzten im Juni 2013 aktiv einen Facebook-Account. In den USA sollen es Ende 2013 sogar mehr als 152 Millionen sein, fast die Hälfte aller Einwohner in den Vereinigten Staaten. Wenn diese Firmen wachsen wollen, müssen sie auf neue Gebiete ausweichen.
Dass die Länder außerhalb Europas und den USA – allen voran Asien – interessante Märkte für die IT-Branche sind, ist an sich nicht neu. Immerhin lebt fast die Hälfte aller Internet-Nutzer im asiatisch-pazifischen Raum. Schon jetzt arbeiten dort Konzerne branchenübergreifend zusammen, um mehr Menschen ans Netz zu bringen. Auf den Philippinen warb die Telekommunikationsgesellschaft Globe Telecom erfolgreich Neukunden, indem sie ihnen Datentarife mit kostenlosem Zugang zu Facebook, Google oder Twitter anbot. Mit einem ähnlichen Konzept kurbelte Nokia in Mexiko den Verkauf seiner Smartphones an. Wer sich für ein Modell aus der Asha-Reihe und einen Vertrag bei der Telefongesellschaft Telnec entschied, durfte kostenlos auf Facebook surfen. Der Verkauf zog so an, dass Nokia beschloss, ähnliche Angebote auch in Indien und Afrika einzusetzen.
Für Facebook-Chef Mark Zuckerberg geht es bei Internet.org aber um mehr als reines Wachstum. Zwei führende Unternehmen fehlen in der Liste der Internet.org-Unterstützer: Twitter und Google. Der Suchmaschinen-Riese aus Kalifornien arbeitet an eigenen Ideen, das Netz weiter zu verbreiten. Google Free Zone zum Beispiel erlaubt die kostenlose Nutzung von Gmail, Google+ und der Google-Suche. Mit dem Projekt "Loon" will Google mit riesigen Ballons, die in rund 20 Kilometern Höhe fliegen, Internetzugänge in entlegene Orte bringen. Mit Internet.org scheint Zuckerberg auch zu versuchen, sich als Leitfigur der Internet-Industrie zu positionieren.
Der Facebook-Chef selbst will aber den gesellschaftlichen Nutzen der Idee im Vordergrund sehen. Gegenüber der New York Times erklärte Zuckerberg, dass Facebook sein Geld mit Werbung verdient – und daher keine kurzfristigen Gewinne von einem expandierenden Internet habe. Die Macher von Internet.org konzentrierten sich auf das Projekt, um der Welt einen Dienst zu erweisen – und nicht ihren Profiten, sagte Zuckerberg der Times.