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It’s all about domains… | Adiel Akplogan (ICANN)

Time to read 9 Min

Von der Einrichtung von TCP/IP in Togo mit den ersten afrikanischen ISPs bis hin zur Leitung von AFRINIC und der weltweiten Erweiterung des Kapazitätsaufbaus mit ICANN: Adiel Akplogan ist ein wahrer Pionier des Internets. Er trägt wesentlich dazu bei, dass das DNS sicher und widerstandsfähig bleibt. Damit alle das verwenden können, was wir am meisten lieben: Domains!

Published by

Author

Simone Catania

Date

07.10.2022
Adiel Akplogan

Jede Zeit und Region hat ihre Helden. Adiel Akplogan spielte eine wichtige Rolle beim Aufbau des aktiven Internet-Ecosystems in Afrika. Nicht umsonst gilt er als einer der wahren Internet-Pioniere des Kontinents.

Zwischen 1996 und 1997 half er beim Aufbau der ersten TCP/IP-Verbindung in Togo, seinem Heimatland. Er teilte sein Fachwissen, indem er Schulungen halt und die Ausweitung der regionalen Internetanschlüsse in mehreren afrikanischen Ländern bei der Entwicklung des ersten westafrikanischen Internetdienstanbieters (ISPs) unterstützte. Ab 2003 gehörte er zu den Gründern von AFRINIC, Afrikas erster regionaler Internet-Registry (RIR), die er bis 2015 leitete.

Heute ist Adiel bei ICANN Vice President of Technical Engagement. Die Entwicklung seiner Heimatregion hat er aber nicht aus den Augen verloren. Wir haben mit ihm über seinen Job gesprochen und konnten mehr über das DNS und Internet-Ecosystem des afrikanischen Kontinents erfahren. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen!

Adiel Akplogan
Adiel Akplogan (ICANN)

Das Internet wird nicht so bleiben, wie es heute ist, wenn wir nicht dafür sorgen, dass es belastbar und sicher läuft. Die meisten unserer Bemühungen konzentrieren sich auf den Aufbau eines stabilen Wachstums des Internets.

1. Sie haben in den frühen Phasen der Entwicklung des Internets in Afrika mitgeholfen. Was waren Ihre größten Erfolge in diesen Jahren?

Meine berufliche Reise in der IT hat bereits vor langer Zeit begonnen. Und heute kann ich sagen: Das Internet hat sich meilenweit darüber hinaus entwickelt, als wir zu Beginn, vor mehr als 30 Jahren, uns erträumt  haben. Aber es ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass es sich bei den Errungenschaften, die mit dem Internet verbunden sind, niemals um Erfolge von Einzelnen gehandelt hat. Es war schon immer eine Gemeinschaftsbewegung.

Mein persönlicher und größter Erfolg war der Aufbau einer Bottom-up-Community in meiner Region. Die ließ sich auf die Prinzipien des Internets ein und zog die Aufmerksamkeit der richtigen Leute auf sich, um eine Infrastruktur aufzubauen.

In der frühen Phase meiner Karriere half ich bei der Entwicklung der ersten westafrikanischen ISPs. Nun leitete ich selbst ein ISP-Unternehmen. So konnten wir Konnektivität bereitstellen und andere Bereiche erneuern. Das ermöglichte den Menschen, sich von einigen Technologien zu trennen, die nicht den lokalen Bedürfnissen entsprachen.

Da wir aus einem französischsprachigen Land kommen, hatten wir eine tief verwurzelte Kultur rund um Tech, wie beispielsweise den Onlinedienst Minitel, der sehr französisch orientiert ist. Es ist uns gelungen, Brücken und Gateways für Fax- und Sprachsysteme zur Nutzung des Internets zu schaffen. Dadurch wurde etwas ermöglicht, was mir besonders am Herzen liegt: die Demokratisierung des Internets und die Annäherung der Technologie an die Bedürfnisse der Menschen.

Die zweite Phase meiner Karriere durchlebte ich bei AFRINIC. Wir hatten zehn Jahre lang einen erfolgreichen Registry-Betrieb mit großartigen Programmen zum Aufbau von Kapazitäten. Ich bin stolz darauf, eine regionale Internet-Registry (RIR) nach Afrika gebracht zu haben, um die lokalen ISPs zu bedienen.

Da ich selbst von einem ISP komme, wusste ich, wie schwierig es war, Zugriff auf IP-Adressen zu erhalten. Eine lokale Registry stellte diese Ressourcen basierend auf den Bedürfnissen der Region bereit. Wir können uns mit unseren Kollegen in der Welt verbinden und mit anderen interagieren, die im Netzwerk arbeiten.

Obwohl ich heute globaler arbeite, helfe und unterstütze ich immer noch kleine Betreiber in Schwellenländern und Afrika und baue weiterhin Kapazitäten rund um Sicherheit und das DNS auf.

2. Wie würden Sie den aktuellen Zustand des Internet-Ecosystems in Afrika beschreiben? Was sind die Herausforderungen und Chancen für die Internet-Community dort?

Heute hat sich das Internet in beispiellosem Ausmaß über den ganzen Kontinent verbreitet und das Ecosystem hat sich stark weiterentwickelt. Verglichen mit vor ein paar Jahren, gab es einen enormen Sprung. Eine bedeutende Anzahl an Menschen nutzt das Internet auf vielfältige Weise.

Zwei Schlüsselfaktoren haben die Marktdurchdringung auf dem Kontinent immens gefördert:

  • Investitionen rund um die Infrastruktur auf dem Kontinent, wie beispielsweise Glasfaserkabel.
  • Die Einführung von Mobilfunkbetreibern, die preiswertes Internet anbieten, da Mobiltelefone für die Bevölkerung leichter zugänglich sind.

Es freut mich unglaublich zu sehen, wie diese Technologie und die harte Arbeit der Community  einer Region wie Afrika, mit begrenzten wirtschaftlichen Ressourcen, Kommunikation und den Zugang zu Informationen verschaffen. Dieser Erfolg auf dem Kontinent war dank dem Aufbau von Kapazitäten und der Unterstützung einiger Institutionen möglich, die den Betreibern halfen, zusammenzufinden. Genau das war meine Mission meiner Arbeit für den afrikanischen Kontinent. Der größte Teil meiner Energie bei AFRINIC floss in den Aufbau einer stabilen Organisation um das Internet, so wie wir es heute kennen, unterstützen und entwickeln zu können.

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Afrika braucht jetzt ein innovatives Ecosystem mit Start-ups, die lokale Probleme lösen können. Das Internet hat sich weltweit weiterentwickelt und Apps und Nutzung nehmen mit beeindruckender Geschwindigkeit zu. Die Priorität für die folgenden Jahre ist, genug Interesse für Investitionen und Kapital in der Region zu schaffen.

Wir brauchen Start-ups, die Inhalte und Dienste für die lokalen Communitys produzieren. Sie können unterschiedliche Nutzungen und Anpassungen haben, aber am Ende des Tages müssen Sie ein Ecosystem von Applications entwickeln, die lokale Probleme lösen.

3. Heute sind Sie Vice President of Technical Engagement bei ICANN. Wie helfen Sie der globalen Community rund um das DNS?

Mein Fokus richtet sich auf die Tech-Community. Ich koordiniere verschiedene Projekte auf verschiedenen Ebenen der Organisation und überprüfe, ob wir sie im Einklang mit den ICANN-Vorgaben und -Zielen durchführen.

Zu meinen hauptsächlichen Aufgaben gehören

  • Sicher zu stellen, dass ICANN eine gute Zusammenarbeit und Partnerschaften mit anderen technischen Organisationen wie IETF, ISOC und anderen etabliert.
  • DNS Best Practices zu fördern, d. h. dafür zu sorgen, dass das DNS sicher ist und keine Bedrohung für das globale Internet besteht. Wir fördern Resilienz, Sicherheit und Stabilität durch Aktivitäten zum Kapazitätsaufbau und unterstützen Betreiber, die sich um ein sicheres DNS bemühen.
  • Durchführung von technischen Aktivitäten innerhalb ICANN. Wir haben ein erstklassiges Forschungsteam, das Messungen rund um Identifikatoren und im DNS durchführt. Die Aufgabe meines Teams besteht darin, diese Arbeit zu fördern und den Betreibern dabei zu helfen zu verstehen, wie das DNS weltweit betrieben wird und wie es sich auf die Stabilität des Internets auswirkt.

Jede Organisation, die sich mit dem Internet befasst, sollte die Sicherheit des DNS ernst nehmen und geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen. Informieren Sie sich in unserem Artikel über die häufigsten DNS-Angriffs-Methoden und erkunden Sie Best Practice Beispiele, um sie einzudämmen.

4. Warum ist es wichtig, die Internet-Community für sichere DNS-Operationen zu gewinnen?

Das Internet wird nicht so bleiben, wie es heute ist, wenn wir nicht dafür sorgen, dass es belastbar und sicher läuft. Die meisten unserer Bemühungen konzentrieren sich auf den Aufbau eines stabilen Wachstums des Internets. Obwohl sich die Arbeit von ICANN hauptsächlich auf Identifikatoren und das DNS konzentriert, müssen wir ebenso sicherstellen, dass die Betreiber die Sicherheit und Stabilität des globalen Internets nicht gefährden – auch in Afrika.

Wir müssen dafür sorgen, dass die bisherigen Erfolge nachwirken und fortgesetzt werden. Dazu muss sichergestellt werden, dass Personen, die Einfluss auf den Betrieb des Internets haben oder daran beteiligt sind, sich an Diskussionen über die Sicherheit beteiligen und bei der Umsetzung helfen. Das erforderliche sollte getan werden, um das Internet sicher zu gestalten und widerstandsfähig einzusetzen.

Dafür haben wir beispielsweise die KINDNS-Initiative ins Leben gerufen. Sie steht für Knowledge-Sharing und das Realisieren von Normen für das DNS und Naming Security. Ziel der Initiative ist es, Best Practice Beispiele für sichere DNS-Operationen zu fördern und zu entwickeln.

Die Herausforderung liegt im Wesen des Internets. Es ist eine freiwillige Technologie, die eine Teilnahme erfordert. Wir wissen auch, dass ebenfalls der wirtschaftliche Aspekt im Gleichgewicht sein muss. Denn der Betrieb einer Infrastruktur kostet Geld und wenn Investitionen getätigt werden, wird auch ein ROI erwartet.

Aus diesem Grund brauchen wir ein globales Gleichgewicht. Standards und Normen wurden von Experten nicht nur in den letzten dreißig Jahren entwickelt. Die Adoption ist immer noch freiwillig, daher müssen wir verstärkt daran arbeiten, ein erhöhtes Bewusstsein für die Bedeutung dieser bewährten Verfahren zu generieren und uns auf die globale Stabilität zu konzentrieren. Auch wenn sie über das eigene Interesse hinausgeht.

Es ist ein langer Weg, aber wir müssen das Gesamtbild betrachten: Wir sind alle über das Internet miteinander verbunden. Nur eine winzige Änderung im DNS kann sich auf das gesamte Netzwerk, auf jeden einzelnen auswirken.

5. Gibt es Trends in Bezug auf ccTLDs und new gTLDs in Afrika?

Wenn es in der Domain-Industrie einen Trend gibt, dann wahrscheinlich das Wachstum afrikanischer ccTLDs. New gTLDs auf der anderen Seite sind derzeit zu weit von den Bedürfnissen der meisten afrikanischen Länder entfernt. Dafür gibt es eine klare Erklärung: Die Menschen in Afrika arbeiten immer noch an der Entwicklung von Content. Wenn Sie eine TLD haben, soll sie einen Dienst oder Inhalt bereitstellen. Wenn Sie diese Inhalte nicht anbieten können, benötigen Sie keine Domain.

Laut unserem Global Domain Report 2022 wachsen viele afrikanische ccTLDs exponentiell. Die Länderkürzel TLD für Gambia (+56,9 %), die Zentralafrikanische Republik (+29,3 %), Mali (339,4 %) und Äquatorialguinea (31,4 %) erzielten einen zweistelligen Zuwachs.

Aber das digitale Service-Ecosystem wächst im Allgemeinen, gefolgt von der Domain-Industrie. In der Vergangenheit gab es eine allgemeine Tendenz zu Legacy-TLDs wie .com und .net. Afrikanische Länder sind mittlerweile zu spät dran, diesen Trend zu nutzen, da die meisten kurzen Domains unter diesen Endungen nicht mehr verfügbar sind. Die neue gTLD-Szene ist für sie nicht besonders relevant. Als digitales Wahrzeichen Afrikas wird die geoTLD .africa eingesetzt. Die Leute wenden sich meistens an ccTLDs, weil sie sich ihnen „nah“ fühlen.

Darüber hinaus sind ihre Dienste lokal, sodass die Identifizierung durch eine ccTLD einen Vorteil bietet. Auch das Interesse an IDNs wächst. Sie werden das Wachstum des Internets in Afrika in den kommenden Jahren vorantreiben.

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