Noch reicht es nicht, um die alten Autoritäten zu verdrängen. Gut acht Monate nachdem die erste new gTLD in die General Availability gestartet ist, haben die Registrierungszahlen erstmals die Grenze von 2 Millionen Domains überschritten. Im Vergleich zu den etablierten ccTLDs und gTLDs ist diese Zahl noch relativ gering: .de hat mit fast 16 Millionen registrierten Domains acht Mal so viel Adressen wie alle neuen Domain-Endungen zusammen. Im Vergleich zu den 113,5 Millionen .com-Domains ist der Graben sogar noch tiefer.
Ein Vergleich mit den Wachstumsraten aber zeichnet ein verändertes Bild: Für das dritte Quartal wird ein Zuwachs von 400.000 neuen .com-Adressen prognostiziert. Zu Spitzenzeiten gelang der TLD ein Schub von 500.000 Domains in vier Wochen. Ähnlich lief es im vergangenen Jahr auch für .de: Die deutsche Top-Level-Domain legte 2013 zwar 25.735 Adressen pro Monat zu – 2012 waren es aber noch durchschnittlich 45.273. Zum Vergleich: Im vergangenen Monat sind im Schnitt 12.500 Domains unter einer new gTLD registriert worden - pro Tag. Auf dem Domain-Handelsplatz Sedo machte der Anteil der gehandelten new gTLDs im ersten halben Jahr rund ein Viertel des Gesamtvolumens aus.
Natürliche Wachstumsgrenzen
Analysten sehen in den neuen Domain-Endungen eine Ursache für das schrumpfende Wachstum. 2 Millionen Adressen in knapp acht Monaten sind im Vergleich zu den Raten von .com, .de oder .net natürlich nicht viel. Gemessen daran, dass diese Endungen neu auf den Markt sind – so wie das gesamte new gTLD-Programm in dieser Form bisher völlig neu ist – ist die Zahl mehr als nur ein Achtungserfolg.
Angetrieben wird der Trend vermutlich noch von einer Tatsache, die oft verächtlich als reines Verkaufsargument abgetan wird: Der Namensraum ist begrenzt – und nähert sich scheinbar unaufhaltsam seiner Grenze. Anfang des Jahres gab es 3,1 Millionen .com-Domains mit fünf fünf Zeichen. Verisign rechnete damals vor, dass für Domains dieser Länge aber rund 65,6 Millionen möglich seien. Dass darin auch Zeichenketten wie "4fzh0" berücksichtigt sind, verschwiegen die Autoren.
Ein weiterer Baustein für den Erfolg einiger neuer Domain-Endungen könnte auch die zielgerichteten Vermarktungsstrategien ihrer Registrys sein. Unangefochtener Spitzenreiter in dieser Disziplin ist die DotClub LLC, die die Endung .club betreibt. Die Registry hat für eine Marketingkampagne Musik- und Filmstar 50 Cent verpflichtet, der seinen Internetauftritt seit Mai unter 50inda.club betreibt. Nach der Bekanntgabe der Kooperation schoss .club kurzzeitig sogar an die Spitze der nTLD-Charts.
Deutsche GeoTLD auf Platz 2
.ruhr hatte vom Start weg in der BILD einen starken Partner, die unter www.bild.ruhr ihre digitale Lokalausgabe betreibt. .ruhr ist noch in einem anderen Vermarktungssegment besonders stark: Die TLD hat sich von vornherein ihre Nische gesucht und bedient. Dazu gehören lokale Veranstalter, Blogs, kleine und mittlere Unternehmen. Die Registry rührt nach der Registrierung der Domain für ihre Kunden die Werbetrommel.
Insgesamt schlägt sich eine deutsche GeoTLD besonders im globalen Vergleich: .berlin hält sich seit ihrem Launch unter den besten fünf new gTLDs. Aktuelle steht die Domain-Endung der deutschen Hauptstadt auf Platz zwei. Auch dieser Erfolg wird durch gezielte Marketing-Aktionen vorangetrieben. dotBerlin verkündete zum Beispiel kurz vor dem WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien, dass Coca Cola und Rewe unter einer .berlin-Domain Karten für die Fanmeile verlosen.