Der Bedarf nach IT-Leistungen steigt ungebremst. Für Anbieter von Rechenzentren in Deutschland ist das zunächst eine gute Nachricht. Analysten des Borderstep Instituts haben errechnet, dass im vergangenen Jahr
rund sieben Milliarden Euro in IT-Hardware geflossen sind – ein Plus von drei Prozent. Damit habe der Rechenzentrumsstandort Deutschland seine führende Position in Europa gefestigt, heißt es in der Studie.
Dem gegenüber stehen aber auch stetig steigende Kosten: 2014 sind die Investitionen für die Modernisierung und den Neubau der Infrastruktur von Rechenzentren um sieben Prozent auf 800 Millionen Euro gestiegen. Vor allem der Stromverbrauch habe merklich zugenommen, schreiben die Autoren des Borderstep Instituts. Trotz steigender Effizienz der Infrastruktur sei der Strombedarf um drei Prozent auf 10 Milliarden Kilowattstunden (kWh) gestiegen. Damit steht Deutschland europaweit auf dem ersten Platz. Vom aktuellen Trend ausgehend errechnen die Analysten für das Jahr 2020 einen Verbrauch von fast 12 Milliarden kWh.
PUE misst die Energieeffizienz

Der steigende Energiebedarf war auch ein Thema beim Hosting und Service Provider Summit in Frankfurt. Am runden Tisch diskutierten Experten der IT-Branche mit Moderator Stephan Niklas, Team Leader Sales – Server Business bei InterNetX, wie Betreiber von Rechenzentren auf die Situation reagieren können.
Die Energieeffizienz eines Rechenzentrums wird durch den Power Usage Effectiveness (PUE) Koeffizienten beschrieben. Der PUE setzt die gesamte verbrauchte Energiemenge eines Rechenzentrums in Relation zu der Energiemenge, die tatsächlich für die Rechenleistung verwendet wurde. Je stärker sich der PUE dem Wert 1,0 nähert desto mehr Energie wird für Rechenaufgaben verwendet – und desto effizienter ist das Rechenzentrum.
Während bei Neubauten mit modernen Kühlkonzepten, wie eine indirekte Luftkühlung mit dem "Kyoto-Rad", ein PUE unter 1,2 machbar ist, können bestehende Rechenzentren im Bereich Klimatechnik auf neue Technologien umrüsten. Dazu gehören zum Beispiel Kaltgangeinhausung mit speziellen Luftströmungen. Dazu gehört zum Beispiel eine
Kaltgangeinhausung mit speziellen Luftströmungen.
Dabei werden die Rackreihen durch Seiten- und Deckenwände komplett geschlossen. Zugang zum Rack besteht am Anfang und am Ende der Rackreihe durch eine isolierte selbstschließende Tür. Die gekühlte Luft strömt mit Druck in den Doppelboden, gelangt dort aus Gittern oder Bodenöffnungen vorbei an den Racks direkt an die Verbraucher. Damit wird eine effektive Kühlleistung der Geräte gewährleistet – und gleichzeitig bis zu 30 Prozente weniger Strom als bei herkömmlichen Lösungen verbraucht.
Individuelle Angebote sind gefragt
Einig war sich die Runde in Frankfurt auch darüber, dass sich der aktuelle Trend fortsetzen wird: Immer mehr Unternehmen lagern ihre Infrastruktur aus und setzen auf
Housing- und Colocation-Lösungen. Gerade für mittelständische Unternehmen ist der Betrieb eines eigenen Rechenzentrums inzwischen zu aufwändig und nicht wirtschaftlich.
Fortschreitende Techniken mit immer höheren Packungsdichten erfordern geänderte Klimakonzepte und die Applikationen stetig höheren Bandbreitenbedarf. Dazu kommen wachsende Gefährdungspotentiale durch Angriffe (z.B. DDoS), bessere Prävention und höhere Qualitätsansprüche der Kunden bei Zertifizierungen. Anbieter von Rechenzentrums-Dienstleistungen bedeutet das, sich auf individuelle Anforderungen einzustellen und weniger auf vorgefertigte Lösungen zu setzen.