Früher mussten einige Anstrengungen auf sich genommen werden, um im Internet surfen zu können. Die Dynamik, die das Verb „surfen“ zum Ausdruck bringt, glich fast einer Ironie. Wer erinnert sich nicht an die Zeiten, in denen man sich mühsam mit einem Modem einwählen musste und der Ladevorgang einer Seite fast so lange dauerte wie die Zubereitung einer Tasse Earl Grey. Heute sieht das anders aus: Laut einer
Studie toleriert ein Online-Shopper eine Webseiten-Ladezeit von gerade einmal 2 Sekunden – ab der vierten Sekunde springen 53% der User ab und sehen sich bei Marktbegleitern um. Das
Nutzungsverhalten hinsichtlich der verwendeten Endgeräte hat sich ebenfalls stark gewandelt: Im letzten Jahr nutzten 56% der deutschen Internetnutzer das Mobile Internet mit ihrem Smartphone oder Tablet. Google hat darauf mit der Initiative „Mobilegeddon“ reagiert, die 2015 ins Leben gerufen wurde. Im Herbst des vergangenen Jahres gab Gary Illyes von Google auf der PubCon in Las Vegas bekannt, dass ein Mobiler Index in Arbeit sei. Im Mai 2016 meldete der Suchmaschinenriese, dass mobilfreundliche Seiten einen zusätzlichen
Push im Ranking erhalten werden. Nun wurde das nächste Etappenziel der Reise verkündet: In wenigen Monaten wird der Mobile Index zum Hauptindex avancieren; der Desktop Index wird dann nachrangig behandelt werden.
Webseitenbetreiber müssen sich an die neuen Gegebenheiten anpassen: Es wird noch wichtiger, bestehende Onlineauftritte für mobile Endgeräte zu optimieren. Ob URLs smartphonetauglich sind, kann mit dem
Mobile Friendly Tool von Google überprüft werden. Sind sie es nicht, benötigen Webmaster entweder ein Responsive Design oder eine eigenständige Mobilvariante. Dabei ist zu beachten, dass die Mobile Version vollumfänglich den Content der klassischen Ansicht liefern sollte – bisher reichte für Smartphones und Co. eine abgespeckte Ausführung, die den Usern mit kürzeren Ladezeiten entgegenkam. In naher Zukunft wird dem Onlineauftritt durch reduzierten Content jedoch ein Ranking-Nachteil entstehen.
Wie es in Folge der Umstellung auf einen Mobilen Index künftig mit Links weitergehen wird, ist bisher fraglich. Da auf mobilen Seiten weniger Verlinkungen gesetzt werden, könnten diese möglicherweise an Gewichtung einbüßen und es ist naheliegend, dass sich in Konsequenz dazu auch der
Google-Algorithmus ändern wird. Ebenfalls unklar ist, wie die beiden Indizes parallel arbeiten werden: Denkbar ist es, dass Google zunächst prüft, ob eine mobile Webseitenversion verfügbar ist und danach erst die Desktop-Version in Augenschein genommen wird. Sicher ist auf jeden Fall, dass Google seine Strategie „Mobile First“ konsequent durchziehen wird. Wie das en détail aussehen wird und wann die Änderungen in Kraft treten, ist noch unklar. In diesem Sinne: Abwarten und Tee trinken!