gTLDs sind ein wichtiger Bestandteil des Internets. Die wohl bekannteste und weltweit meistgenutzte generische Top-Level-Domain ist .com. Aufgrund ihrer langjährigen Verfügbarkeit und Beliebtheit sind jedoch kaum noch kurze aussagekräftige .com-Domains frei. Ähnlich verhält es sich mit anderen gTLDs der ersten Stunde, wie beispielsweise .org, .net oder .GOV. Aus diesem Grund wurden im Jahr 2013 neue Domain-Endungen eingeführt und bald darauf auch eine zweite Bewerberrunde angekündigt. Nun steht der „best case“-Plan bis zum Launch der neuen gTLDs.
Das Internet wächst - und mit ihm das DNS
Generische Top-Level-Domains gibt es schon so lange wie es das Internet gibt. War die Auswahl anfangs auf wenige TLDs begrenzt, sah man sich aufgrund des schnellen Wachstums des Internets dazu gezwungen, schrittweise neue gTLDs einzuführen. Nach jahrelangem Hin und Her fiel schließlich im Sommer 2011 die Entscheidung der ICANN zur Erweiterung des bestehenden Domain Name Systems. Es sollten wieder kurze, aussagekräftige Internetadressen auf den Markt kommen, die im Laufe der Jahre mit den alten TLDs rar geworden waren. Durch die Lockerungen der ICANN ist nun nahezu jeder Begriff möglich, der den Richtlinien der Organisation entspricht. Besonders bewährt haben sich seitdem regionale gTLDs, wie beispielsweise .berlin. Aber auch Markennamen sind beliebte Endungen, die jedoch nicht für alle verfügbar sind.
Neue Bewerberrunde braucht Zeit - mindestens bis 2021
Schon lange Zeit wird über die Einführung einer neuen gTLD-Runde spekuliert. Nun wurden die Forderungen nach einem neuen Bewerbungsfenster jedoch zerschlagen. Jeff Neumann, Co-Chair der „New gTLD Subsequent Procedures Working Group“, erklärte beim ICANN-Meeting in San Juan die weiteren Schritte, die bis zur Eröffnung der neuen Runde noch nötig sind. So müssen in den kommenden Jahren noch einige Formalitäten abgehakt werden, bevor die neue Bewerberrunde starten kann. Dies ist wahrscheinlich Anfang 2020 der Fall. Laut Neumann ist das die optimistischste Version, die nur bei reibungsloser Zusammenarbeit aller Beteiligten funktioniere. Somit ist die nächste gTLD-Runde vor 2022 unwahrscheinlich.
Warum dauert das so lange?
Bereits die erste Runde new gTLDs hat eine lange Vorbereitungsphase durchlaufen. Auch dieses Mal gibt es noch einiges zu tun: Derzeit muss noch der Einfluss des nTLD-Programms auf Wettbewerb, Verbrauchervertrauen und Verbraucherauswahl überprüft werden. Auch steht noch ein Bericht von Neumans „Subsequent Procedures PDP Working Group“ aus – dieser soll spätestens im 4. Quartal 2018 vorhanden sein. Auf der Grundlage dieses Berichts soll die GNSO (Generic Names Supporting Organization) im Anschluss ihre Empfehlungen verabschieden. Mitte 2019 beschließt dann das ICANN-Board seine Empfehlungen und beginnt mit deren Implementierung. Die überarbeitete Version des Bewerberhandbuchs soll Anfang 2020 veröffentlicht und im 3. Quartal 2020 beschlossen werden. Somit könnten ab 2020 weitere Bewerbungen eingehen. Doch selbst, wenn man dieses Datum einhält - was in Anbetracht der Verzögerungen in der letzten Bewerberrunde eher unwahrscheinlich ist - wird die neue gTLD-Bewerberrunde erst knapp ein Jahrzehnt nach der letzten geöffnet. Diesen Zeitraum hatte man sich anfangs definitiv kürzer vorgestellt.
Was passiert, wenn die neuen gTLDs rausgekommen sind? Und wer wartet darauf?
Klar ist, dass viele potenzielle Bewerber auf die neue Runde warten. Wie sich der Markt letztlich entwickeln wird, kann zum derzeitigen Zeitpunkt nur gemutmaßt werden. Die letzte Runde 2013 fand großen Anklang, es wurden zahlreiche Vorschläge eingereicht. Zeitgleich barg dies aber auch ein großes Konfliktpotenzial: Die Uneinigkeit zwischen verschiedenen Interessengruppen führte zu anhaltenden Auseinandersetzungen. Jeder versuchte bestimmte TLDs für sich zu beanspruchen und diese damit aus dem allgemeinen Verkehr zu ziehen – zum Teil mit Erfolg. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, Kompromisse zwischen finanzstarken Unternehmen, die bereit sind Millionenbeiträge zu investieren, und gemeinnützigen Organisationen, die ebenfalls einen Teil der neuen Domains für sich beanspruchen möchten, zu finden. Letztendlich liegt die Entscheidung über die Verfügbarkeit einer Domain-Endung und deren Nutzungsmodalitäten aber bei der Organisation, die sich bei der ICANN erfolgreich als Domain-Name-Registry bewirbt. Mit neuen Endungen kann aber auch Missbrauch betrieben werden. So hat zum Beispiel die TLD .sucks in der Vergangenheit für Aufsehen gesorgt. Es gab Befürchtungen, dass beispielsweise berühmte Personen mit dieser Domain diffamiert werden könnten. Die hohen Preise der Anbieter solcher Domain-Endungen deuten darauf hin, dass ihnen dieser Umstand bewusst ist.
Bekannte Marken geben ihre Domainendungen frei
Die Inhaber berühmter Marken scheinen dabei nicht immer unbedingt an ihrer eigenen Domain-Endung interessiert zu sein. Der Registry-Vertrag für .XPERIA soll auf Bitten der Sony Mobile Communications AB am 01. August 2018 beendet werden. Auch die portugiesische Firma MEO Servicos de Comuncacoes e Multimedia S.A. hat bei der ICANN darum gebeten, den Registry-Vertrag für .meO und .saPO zu beenden. Falls man sich also später doch gegen eine bestimmte Domain-Endung entscheidet, hat man laut Section 4.4 (b) des Registry-Agreements jederzeit das Recht darauf, eine Auflösung unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von 180 Tagen zu fordern.
Wir sind gespannt, ob es im Jahr 2021 wirklich zu einer neuen Bewerberrunde kommen wird oder ob die Hürden, die davor noch genommen werden müssen, erneut zu einer Verzögerung des Launches führen werden. Fest steht, dass es viele Interessenten gibt, die auf die Öffnung der neuen Runde warten. Wie sich der Markt letztendlich entwickeln wird, kann nicht vorhergesagt werden.